Projekt: Das erste eigene Fotobuch

Ein Fotobuch mit Bildern aus Kolumbien.

Wie macht man ein Fotobuch? Diese Frage habe ich mir schon vor einiger Zeit gestellt und lange darüber nachgedacht. Wie fängt man eigentlich an und was genau soll am Ende dabei heraus kommen? Wie lange dauert es, bis man das fertige Fotobuch in den Händen hält? Wie soll es aussehen und wie viele Seiten umfassen? Und was kostet das eigentlich?

Am Anfang stand die Idee

Nach einer vierwöchigen Reise durch Kolumbien im Jahr 2019 stand ich vor der Frage, was ich nun mit den vielen dort gemachten Fotos anfangen sollte. Klar, einige wollte ich auf meinem Blog zeigen. Aber die Reise war doch sehr besonders und die Bilder nur im Internet zu veröffentlichen erschien mir zu banal. Was also konnte ich noch mit den Bildern machen, wie könnte ich sie weiter verwenden und auf eine andere Art zeigen?
Die Idee, einige der Bilder zu einem Bildband bzw. Fotobuch zusammenzufügen erschien da recht naheliegend. Zudem hat ein physisches Erinnerungsstück in Form eines Fotobuches aus meiner Sicht auch einen größeren Wert als die bloßen Fotos auf der Festplatte oder im Internet. Und auch der Prozess der Entstehung und des Erstellens eines Fotobuchs hat so seinen ganz eigenen Reiz, weshalb ich mich schließlich dazu entschied, die Sache einmal anzugehen. Damit war zumindest der erste Schritt gemacht und die grundsätzliche Entscheidung getroffen.

Wie fängt man an?

Bekanntlich führen viele Wege zum Ziel. Welcher genau aber am Ende zu einem fertigen Fotobuch führt, darüber war ich mir zu Beginn nicht bewusst. Ich entschied mich aber mit der Recherche nach einem Anbieter für den Druck von Fotobüchern zu beginnen. Schließlich muss so ein Fotobuch am Ende auch gedruckt werden. Aus der Erfahrung wusste ich, dass sich bereits beim Erstellen der Druckdaten einige Fallstricke verbergen können. Umso wichtiger ist es daher, mit den richtigen Vorlagen oder einem eigenen Editor zu arbeiten. Zu Beginn die Druckerei auszuwählen erschien mir daher sinnvoll.
Verschiedene Anbieter stehen für den Druck eines Fotobuches zur Auswahl, die allesamt gute Qualität versprechen. Da ich bisher einige meiner Bilder bei Whitewall.com drucken ließ, habe ich mich dann auch für diese Druckerei entschieden. Vorab sei noch der Hinweis erlaubt, dass der Druck eines eigenen Fotobuches ein eher kostspieliges Projekt ist. Knapp 40€ kostet die kleinste Größe mit 28 Seiten und Standardversand nach Deutschland. Eine günstigere Variante mit Soft- statt Hardcover steht bei Whitewall leider nicht zur Auswahl. Da ich aber von der Qualität überzeugt und zur Umsetzung des Projekts fest entschlossen war, ließ ich mich vom Preis nicht abschrecken.

Blick in das Fotobuch, zu sehen ist das Bild von einem Fußball-Spiel in Kolumbien.

Die Wahl des Formats und des Papiers

Bevor es aber um die eigentliche Gestaltung des Fotobuches gehen konnte, mussten weitere Entscheidungen getroffen werden. Whitewall, aber auch anderen Anbieter, stellt für die Gestaltung von Fotobüchern einen eigenen Editor bereit. Die Bestellung per PDF-Upload ist ebenfalls möglich. Ich habe beides im Laufe des Erstellungsprozesses ausprobiert und mich letztlich für den PDF-Upload entschieden. Whitewall bietet für die einzelnen Formate eigene Vorlage-Dateien für Adobe InDesign an, sodass die Einrichtung der Druckdateien entfällt. Zudem habe ich mir von dieser Möglichkeit etwas mehr Gestaltungsspielraum durch die Verwendung von InDesign versprochen. Dass dabei aber auch etwas Vorwissen vorausgesetzt wird, sollte sich später noch zeigen.
Eine Entscheidung, die einen erheblichen Einfluss auf den Preis des Fotobuches hat, ist die Wahl des Formats des Fotobuches. Ich habe mich für das Format 27,0 x 20,5 cm entschieden, also ein Querformat der Größe A4. Ein Fotobuch wirkt aus meiner Sicht deutlich hochwertiger, wenn es ein entsprechend großes Format hat. Und auch die Wahl des Papiers und die Gestaltung des Covers haben einen Einfluss auf den Preis. Ich bevorzuge Fotodrucke auf mattem Papier und habe ich mich entsprechend für ein mattes Papier entschieden. Der Glanz stört mich persönlich bei Fotodrucken immer, aber das ist sicher Geschmacksache. Auf ein besonderes Finish beim Cover habe ich ebenso verzichtet. Meine Konfiguration sah schlussendlich folgendermaßen aus:

Auf den Rand gestelltes, halb aufgeklapptes Fotobuch auf Holzfußboden.
  • Format: Exhibition A4 quer (27 x 20,5 cm)
  • Fotopapier: seidenmatt – Fuji Crystal Archive Lustre
  • Cover: Hardcover seidenmatt
  • Farbe Vorsatzpapier: Weiß
  • Seitenanzahl: 28 Seiten

Man könnte nun fragen, warum die Wahl des Formats eigentlich am Anfang des Gestaltungsprozesses steht. Ich bin mir sicher, dass es auch anders möglich ist. Jedoch war es für mich aus praktischen Gründen sinnvoller zuerst mit der Wahl des Formats zu beginnen, um im späteren Prozess nicht die Druckdateien anpassen zu müssen. So verlangt beispielsweise Whitewall in seinem eigenen Fotobuch-Editor als erstes die Wahl des Formats und des Papiers. Zwar kann zumindest das Papier im Nachhinein noch geändert werden, die Größe des Fotobuchs jedoch nicht. Es kann daneben auch sinnvoll sein, mit der Auswahl des Formats zu beginnen, da mit dem Format auch einige Limitierungen in der Gestaltung einhergehen. Das betrifft beispielsweise die Anordnung der ausgewählten Fotos auf den Seiten des Fotobuches, aber auch die Größe der Fotos auf den einzelnen Seiten.

Der Gestaltungsprozess

Nachdem nun das Format und die formalen Vorgaben festgelegt wurden, konnte ich mit dem eigentlichen Gestaltungsprozess beginnen. Ich hatte mich wie zuvor erwähnt für die Gestaltung mit Adobe InDesign entschieden, um einen etwas größeren gestalterischen Spielraum zu haben. Bevor ich das Fotobuch jedoch mit InDesign gestaltet habe, habe ich auch den eigenen Fotobuch-Editor von Whitewall ausprobiert. Dieser bietet von sich aus auch zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten durch eine Vielzahl von Vorlagen.

Bevor es aber an die eigentlichen Gestaltung des Kolumbien-Fotobuches gehen konnte, musste ich natürlich erst einmal eine Auswahl der Bilder treffen. Ursprünglich wollte ich ein Fotobuch mit verschiedenen Bilder aus Kolumbien erstellen und habe dieses dann komplett im Whitewall-Editor erstellt. Zuvor hatte ich die Auswahl der Bilder in Lightroom entsprechend vorgenommen. Allerdings habe ich nur unbearbeiteten Fotos aus Lightroom exportiert und mich ganz auf den Gestaltungsprozess des Fotobuches konzentriert. Erst nachdem das Fotobuch fertig gestaltet war, habe ich gemerkt, dass die entsprechende Nachbearbeitung zu einem sehr umfangreichen und zeitintensiven Unterfangen ausgeartet wäre. Kurzerhand habe ich das fertig gestaltete Fotobuch verworfen und mich schließlich entschieden, auf eine bereits bestehende und veröffentliche Bilderserie zurückzugreifen und ein neues Fotobuch zu entwerfen.

Ein Fotobuch über Fußball in Kolumbien

Im Vordergrund dieses Projekts stand die Erstellung eines Fotobuches, sodass ich mich auch wirklich auf diesen Prozess und weniger auf die Bildauswahl fokussieren wollte. Wobei die Auswahl der Fotos natürlich auch ein elementarer Teil des Gestaltungsprozesses insgesamt ist. Ich habe mich also entschieden die bereits im November 2020 veröffentliche Serie Futból aufzugreifen und in die Form eines Fotobuches zu bringen. Die Serie besteht aus Fotos aus Kolumbien, die ich bei einem abendlichen Fußballspiel auf einem lokalen Fußball-Bolzplatz gemacht habe. Somit war der Bezug zu Kolumbien dennoch gegeben, wenngleich das Thema stark eingegrenzt wurde.

Diese Entscheidung hat es mir ermöglicht, dass der Fokus fast komplett auf dem Gestaltungsprozess des Fotobuches liegen konnte. Die ursprünglichen Serie umfasst 15 Bilder, ich habe mich aber aufgrund der Seitenanzahl dazu entschieden, die Serie um ein Bild zu erweitern. Insgesamt habe ich mit kurzem Erläuterungstext zur Serie 28 Seiten gefüllt, wobei jede Doppelseite mindestens ein Foto enthält, manche jedoch auch zwei.
Indem nur ein Foto pro Doppelseite gezeigt wird, wird die Aufmerksamkeit der Betrachter einzig auf dieses Foto gelenkt und so ein genauerer Blick auf das Bild provoziert. Bei Bildern, die in einem engeren optischen Zusammenhang stehen, erschien es mir logisch, diese auch gemeinsam auf einer Doppelseite zu zeigen. Der Zusammenhang sollte so deutlich werden, gerade auch im Kontrast zu der doppelseitigen Einzigartigkeit der anderen Bilder.
Die Coverseiten habe ich sehr schlicht gehalten und dafür zwei weitere Bilder, die nicht in der Serie enthalten sind, ausgewählt. Beide Bilder zeigen den Bolzplatz umgebenden Maschendrahtzaun, der ein wichtiges gestalterisches Element in der Serie darstellt. Allerdings steht der Manschendrahtzaun auf den Coverbildern im Fokus, wohingegen er in den Fotos der Serie nur im Vordergrund und unscharf zu sehen ist. Damit erscheinen die Coverseiten als Rahmen für die dahinterliegende Serie.

Das fertige Fotobuch

Zu Beginn hatte ich bereits erwähnt, dass die Gestaltung des Fotobuches mit InDesign einiges Vorwissen benötigt. Dies wurde mir sehr deutlich, als ich das fertig gedruckte Fotobuch 10 Tage nach Bestellung das erste Mal in den Händen hielt. Anders als erwartet, fand sich der Titel nicht auf der Vorderseite, sondern auf der Rückseite des Buches. Ich hatte schlicht nicht bedacht, dass die Cover-Vorderseite auf der rechten statt auf der linken Seite der Coverseiten-Vorlage platziert sein muss. Mein erstes fertiges Fotobuch hat daher eine Rückseite mit Titel und eine Vorderseite ohne alles. Dieser kleine Makel stört mich aber nicht, eher im Gegenteil, ich finde diese Besonderheit doch ganz charmant.
Die Druck-Qualität war wie zu erwarten sehr gut. Da es sich um eine schwarz-weiße Serie handelt, kann ich natürlich nichts über die Farbwiedergabe sagen. Die Schärfe aber auch die Graustufen sind sehr gut wiedergegeben. Und auch die Layflat-Bindung ermöglicht den großformatigen Druck von Bildern über eine Doppelseite.
Am Ende bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist ein gutes Gefühl auch Jahre nach der Reise nach Kolumbien nun ein Fotobuch mit Bildern von dieser Reise in der Hand zu halten.

Zusammenfassung

Wenn ich nun einmal zurückblicke stelle ich fest, dass der gesamte Prozess für mich sehr erkenntnisreich war. Besonders ist für mich die Erkenntnis, dass die Gestaltung des Fotobuches (ohne Auswahl der Bilder) nur ein kleinen Teil des gesamten Prozesses ausmacht. Die formalen Aspekte sind nicht zu unterschätzen und haben einen erheblichen Einfluss auf das fertige Fotobuch am Ende. Aber auch der Gestaltungsprozess läuft nicht immer geradlinig ab und kann einige Überraschungen bereit halten. Man sollte daher flexibel sein und sich auf diesen Prozess einlassen. Am Ende hat es aber sehr viel Spaß gemacht, auch wenn es ein sehr zeitintensives Projekt war. Ich glaube aber, dass der Prozess mit mehr Übung und Routine insgesamt noch flüssiger verlaufen kann und so mehr Zeit und Raum für den eigentlichen Gestaltungsprozess bleibt. Auch wenn der Druck des Fotobuches etwas mehr Geld gekostet hat als ursprünglich gedacht, so hat es sich aus meiner Sicht allemal gelohnt und ich kann jedem nur empfehlen sich die Zeit zu nehmen, selbst ein Fotobuch zu gestalten. Für das Gefühl, wenn man es am Ende fertig in den Händen hält, lohnt es sich in jedem Fall.

In diesem Video habe ich einmal durch das fertige Fotobuch geblättert:

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